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Lebt und arbeitet in Hamburg und Düsseldorf.

2006-2007 Studium MBA Sustainability Management Universität Lüneburg

2002-2009 Marketing & PR für Mahler Designs, Düsseldorf

2001-2005 Studium der Betriebswissenschaft Heinrich Heine Universität Düsseldorf

1996-2011 Fotomodell national/international

2000 1. Staatsexamen in den Fächern Kunst und Kunstgeschichte bei Prof. Peter Sommer

1998 Fachpraktische Prüfung in den Fächern Film und Fotografie

1995-2000 Modellstudiengang künstlerisch ästhetische Erziehung im Fachbereich Kunst und Musik an der Universität Bielefeld

1995 Abitur am Ratsgymnasium Bielefeld

1989-1992 Ausstellungen in der Musik und Kunstschule der Stadt Bielefeld, Unterricht bei

Yael Niemeyer

1987-1988 Unterricht und Ausstellungen in der Kunsthalle Bielefeld

Geboren 1975 in Bielefeld

 

 

Artist statement

Meine Bilder sind eng verknüpft mit meiner Biografie. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Identität, die Suche nach der Person, die fühlt, empfindet, erinnert. Die Leidenschaftliche, die Liebende, die Verletzliche, die Trauernde – bis hin zur Auflösung aller Grenzen – aller Seins zustände. Bis zum Verlust eines kohärenten ICHs, bis zur Aufspaltung in verschiedene Persönlichkeiten und Gefühlszustände.

Liebe, Begierde, Lust, aber auch Grenzzustände, wie Kontrollverlust, Gefühle der Angst, der Wut, der Verzweiflung, der Hilflosigkeit, die einhergehen mit der Suche nach Identität.

Meine Kunst ist psychologisch und philosophisch inspiriert. Jedes Bild ist ein Teil, ein Fragment, eine Erinnerung. Jedes Bild ist eine Auseinandersetzung mit meiner Lebensgeschichte und meinen Erfahrungen.

Den Ausgangspunkt bildet nicht das EGO, sondern das „ICH“, die Seele hinter der äußeren Erscheinung. Im kreativen Prozess suche ich den Ort meiner Gefühle, den Sinn der irdischen Existenz, das Mysterium Mensch, und insbesondere ein umfassendes Verständnis der Rolle als Frau.

Viele meiner Bilder spiegeln existenzielle Seelenausdrücke und einem kollektiven Bewusstsein zugrundeliegende Erfahrungen. Legenden und Mythen lassen mich mit unbewussten, archaischen Seinsformen, kollektiven Menschheitserfahrungen in Verbindung treten. Die Frau steht dabei im Zentrum meiner Kunst. Weiblichkeit und Sexualität verbunden mit Hilflosigkeit, Nacktheit und Verletzlichkeit spielen eine wichtige Rolle. Das Animalische, Befreite mit seiner Lust, seinem Schmerz, seinem Begehren. Es ist der Versuch, weniger rational und intensiver intuitiv zu leben. Gefühle, Empfindungen zu zulassen, statt sie mit dem Verstand zu kontrollieren, zu unterdrücken.

Zu den für mich universellen Fragen gehört die Frage nach der Wirklichkeit.

Was ist wirklich? Was bedeutet Realität? In welcher Welt leben wir?

In einer Welt der Politik, der Ökonomie, der materiellen Güter?

Oder in einer Welt der Sinneserfahrungen? Einer Welt der Sinnlichkeit, des Fühlens, Lebens und freien Schaffens als eines der Grundbedürfnisse des Menschseins?

Und wo beginnt die Freiheit des Geistes?

Gibt es einen übergeordneten Sinn?

Gibt es einen Schöpfer – oder sind wir selbst Schöpfer unserer Gegenwart?

 

Technik

Meine Bilder sind keine Abbilder, glatt, perfekt und oberflächlich schön, sondern zerrissen, un-perfekt, archaisch. Die Figuren bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion. Mit einem gestischen, teils skizzenhaften Duktus kann ich Emotionalität und Individualität der Figuren, die Lebendigkeit am besten zum Ausdruck bringen. Der Farbauftrag ist kräftig, der Pinselstrich spontan. Die Farben werden oft erst auf der Leinwand gemischt. Meist verwende ich grobe Pinsel, die das Ursprüngliche besser ausdrücken. Ich übermale bewusst, teilweise bleiben die Übermalungen als Übermalung ersichtlich. Ich benutze Acrylfarben, Make Up, Lippenstift, Fotos, Zeitungsausschnitte, Buntstifte, Tusche, Bleistifte, Nagellack, Kreide, Farbkopien.

Ich kratze mit dem Spachtel oder Bleistift kurze Notizen, Ausrufe, einzelne Buchstaben, die symbolisch für Gedanken und Gefühle stehen. Sätze, Wörter, Fragmente in Buntstift, Bleistift, Tusche und Ölkreide. Ich zeichne in die Leinwand, zeichne in die noch feuchte Farbe, lege alte Farbschichten durch Ablösen von Collageelementen wieder frei. Ich arbeite mit dem Zufälligen, spontanen Eingebungen, Assoziationen. Ich male mit den Händen, spritze Farbe auf die Leinwand, verwische. Ich bleibe offen für den Prozess, den das Bild nimmt. Ich beginne mit einem Gefühl, einer vagen Vorstellung, die sich im Malprozess in eine eigenständige und oft völlig andere Richtung weiterentwickelt.

Beim Malen betrete ich eine andere Welt. Einen anderen Raum meines Bewusstseins. Ich durchlebe intensive Gefühle, denen ich mich in Worten nicht weiter annähern kann. Erinnerungen. Raum-Zeit-Reisen. Ich trete in Kontakt mit dem Unbewussten. Die menschliche Figur. Zeit und Raum. Emotionen. Verzweiflung – Sehnsucht.

Durch das Malen findet ein Überdecken alter Schichten, alter Gefühle durch neue, intensive Gefühle und Farben statt. Es besteht ein enger Zusammenhang von Farbe und Gefühl. Von Form und Gefühl. Schichten, Schichten des Lebens. Vergänglichkeit. Neues überdeckt, Altes vergeht, doch Fragmente bleiben. Gedanken, Gefühle kommen, Bilder, Fotos, Erinnerungen und Farben.

 

Photo Art

Schon immer haben mich alte Hauswände, Hinterhöfe, Mauern fasziniert. Das Unperfekte, ständig im Wandel begriffene. Bemalt, überklebt, abgerissen, wieder übermalt. Ständig wird Neues zu Altem, und bekommt eine ganz eigene, individuelle Patina durch die verschiedenen Materialien, die Veränderung von Farben und Formen durch die Zeit, durch die abblätternden Schichten und Übermalungen.

Patina ist das Gegenteil von Perfektion, glatter, makelloser Oberfläche, Künstlichkeit und Photoshop Retusche. Patina erzählt eine Geschichte. Patina bedeutet Seele. Ausdruck, Gefühl. Es ist die Seele des Schöpfers, die ihren Abdruck hinterlässt. Seine Gefühle, der mystische Moment des Genies, sind implizit enthalten.

In meinen Collagen durchlaufen die Bilder einen Prozess. Sie erzählen eine Geschichte. Spuren, Narben, die individuelle Geschichte, die das Leben hinterlässt, Aufbrüche, Durchbrüche, abgeblätterte, ausgewaschene Farbe, vom Sonnenlicht verblichen. Dahinter Fragmente älterer Bilder, Zeitzeugen. Abgerissene Plakatleinwände, hundertfach überklebt, Veränderungsprozesse, die mit der Zeit und durch die Zeit stattfinden.  Verschiedene Versionen, un-erzählte Geschichten, verdrängte Erinnerungen, vergangene Erlebnisse hinter der Fassade. So lege ich Farbschicht über Farbschicht und arbeite später das – in meinem Inneren gefühlte Bild – wieder heraus, kratze, entferne, blättere ab, lege alte Schichten frei, überklebe, übermale, füge Neues hinzu. Kleinformatige Fotos bereits bestehender Bilder oder Portraits von mir sind Ausgangspunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung. Ich versuche MICH, MEIN GEFÜHL, ein Foto von mir in Zeit und Raum zu verorten. Das Bild beginnt, mir meine eigene Geschichte zu erzählen.

Manchmal entsteht ART aus PHOTO ART. Eine Figur will zum Vorschein. Ich habe die Leinwand bearbeitet, bin in Kontakt getreten, und dann entdecke ich die Figur. Sie ist bereits vorhanden, doch erst, wenn ich in mich hineinspüre, hineinfühle, kann ich sie sehen und freilegen.

Das Horoskop spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Horoskop verkörpert die unaufhaltsame Zeit, ist ein Symbol für den unendlichen Raum und die Vergänglichkeit des Seins. Auch stellt das Horoskop die Sternenkonstellation zum Eintritt der Geburt dar und verweist auf das individuelle Schicksal, auf die Vorbestimmung, gibt Hinweise auf den Lebensweg, auf eine Lebenslinie, die immer da ist, doch für die Augen verborgen bleibt.

Fotos bereits bestehender Skizzen und Bilder stehen als Stellvertreter für die Originale, für deren Inhalte und Emotionen, wie Begierde, Angst, Wut, Verzweiflung, Sinnlichkeit, Einsamkeit, Schutzlosigkeit und Liebe.

Ich arbeite mit diesen Bildern, verändere ihre Position zueinander, nehme weg, fühle, was passiert, wenn ich andere dafür einsetze. Farben werden als Kraftfelder aufgebaut. Neue Schichten entstehen, dies symbolisiert das Voranschreiten der Zeit. Immer mehr Schichten entstehen, ein grundlegendes Gefühl formiert sich, wird immer deutlicher. Eine Erinnerung, eine Stimmung, ein Foto überdeckt ein anderes. Das Bestehende wird zur Vergangenheit. Irgendwann entstehen Risse und die Vergangenheit kommt in Teilen zum Vorschein. Die Vergangenheit ist immer da, auch wenn wir sie nicht sehen und häufig nicht mehr fühlen.

Ich suche die Wahrheit. Seit 2005 bin ich gläsern geworden, fragil, habe meine Konturen verloren, meine Abgrenzung, meinen Schutz. Für mich bedeutet Kunst, das Tor in die Zukunft aufzustoßen, in der die Vergangenheit im kreativen Prozess neu geordnet und bearbeitet wird.